Die kleine Lotte (ehemals Marge aus Zypern) schickt euch vorweihnachtliche Grüße und möchte euch wissen lassen, dass sie ihr Rudel fest im Griff hat.
Lotte ist am 30. März diesen Jahres bei uns als Pflegehund eingezogen. Ihr Bruder hatte bereits seine Für-Immer-Familie gefunden und sie sollte nicht alleine auf gepackten Koffern zurück bleiben. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jungs Zuhause hatten, kam ein dritter Hund für uns eigentlich nicht in Frage. Helfen wollten wir trotzdem! Also sind wir mit einem neuen Kuschel-Körbchen, einer Kuschel-Decke und ganz viel Aufregung im Bauch zum Flughafen gefahren.
In Empfang genommen haben wir ein winzig kleines eingeschüchtertes Würmchen. Verständlich nach einer so aufregenden Reise in ein neues Leben. Während mein Freund uns nach Hause fuhr, lag ich mit meinem Kopf neben ihr im Körbchen und machte mir Gedanken, ob unsere Jungs, Timi und Alpha, unseren (damals noch als temporär gedachten) Nachwuchs auch so gut aufnehmen würden wie wir.
Zuhause angekommen, wartete ich mit Lotte auf dem benachbarten Deich für ein erstes Kennenlernen. Das Aufeinandertreffen verlief erstaunlich unspektakulär. Es nieselte und keiner hatte wirklich Interesse daran, den anderen draußen bei dem schlechten Wetter näher kennen zu lernen. Drinnen angekommen wollte Lotte ihr Körbchen nicht mehr verlassen und zeigte deutlich, dass Kontakt durch die Jungs nicht erwünscht war. Mein Freund musste zur Arbeit und da ich den Tag für Lotte ruhig gestalten wollte, verbrachten wir die nächsten Stunden im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Ich saß auf dem Fußboden vor der Couch, das Körbchen mit dem eingewickelten Lotte-Burrito links neben mir. Unser Spaniel Timi lag hinter mit auf dem Sofa, beobachtete sie über meine Schulter hinweg und unser Dackel Alpha saß auf meinem Schoß und unternahm immer wieder verzweifelte Versuche, den Neuankömmling für sich zu begeistern. Da jeder dieser Versuche abgeblockt wurde, bekam ich einen kleinen Stein im Magen. War das alles auf Dauer zu viel für den kleinen Zwerg? Ein neues Zuhause, eine neue Familie und dann direkt zwei neue Rudelmitglieder, die bereits so ein eingespieltes Team waren? Gegen Abend habe ich meinen Platz vor der Couch verlassen und begonnen, Abendessen für alle zu machen. Und ganz langsam kroch auch Lotte aus ihrer schützenden Decke hervor um zu gucken, was vor sich ging. Ganz zur Begeisterung von Alpha, der seine Versuche ihr Herz zu erwärmen wieder aufgenommen hatte. Die erste Nacht verlief unkompliziert. Wir verbrachten sie alle zusammen und am nächsten Morgen startete ich mit Lotte in meinen Homeoffice Alltag, unterbrochen von unseren ersten gemeinsamen Spaziergängen und weiteren Annährungsversuchen.
Nur wenige Stunden später, stapfte Lotte wie selbstverständlich in Timis Hundebett, kuschelte sich in sein flauschiges Fell und vergrub ihre Nase in seiner Achsel. Etwas, was er bei anderen Hunden und auch bei Alpha längerfristig nicht akzeptiert hätte. Ich rechnete jeden Moment damit, dass er aufstehen und gehen würde, aber er blieb ganz ruhig liegen und ließ sie gewähren.
Man konnte ihr beim Auftauen nur so zusehen. Da sie und Alpha sich nicht nur sehr ähnlich sehen, sondern auch fast gleich groß sind, haben beiden schnell gemerkt, dass sie in einander würdige Gegner zum Toben gefunden haben. Wir nennen die zwei liebevoll unser kleines Terroristen-Duo, da es mit den beiden schon mal sehr laut und wild werden kann 😊 In jeder Stunde, die Lotte länger bei uns war und mit uns kuschelte, wuchs in mir das Gefühl, dass wir vielleicht doch genau das waren, was sie brauchte und dass ich sie eigentlich nicht wieder gehen lassen wollte. Also adoptierte ich sie.
Ich würde lügen wenn ich sage, dass seit dem alles einfach gewesen wäre. Aber bei welcher guten Familie ist es das schon? Drei Hunde sind sehr viel Arbeit, sehr viel Organisation, sehr viel Geld und vor allem sehr viel putzen 😊 Aber würden wir es ändern wollen? Definitiv nicht! Jeder anstrengende Tag wird Abends zu fünft auf der Couch weg gekuschelt.
Lotte ist eine kleine Hunde-Dame mit sehr viel Persönlichkeit, Energie, Neugierde und manchmal aber auch Angst. Ihre Unsicherheit zeigt sich gerade in neuen Situationen, die sie noch nicht einschätzen kann.
Dennoch begleitet sie uns an Bürotagen, zu Ausflügen, in die Hundeschule, in den Urlaub, fährt gerne im Fahrradkorb und im Auto. Fast alles hat Gewöhnungszeit gebraucht, aber mit viel Ruhe und Sicherheit, hat sie sich darauf eingelassen und viele Dinge lieben gelernt, die ihr zunächst schwer gefallen sind. Unsere ersten zwei Hunde sind nicht aus dem Tierschutz. Nach Lotte, würden wir immer wieder einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen. Sie hat uns gezeigt, wie sehr Zuhause gebraucht werden und was für einen tollen Partner-fürs-Leben man für seinen Einsatz zurück bekommt.
