Ein Spaziergang. Die Sonne scheint, das Laub raschelt. Der Hund schnüffelt, wartet, blickt zurück. Doch sein Mensch bleibt stehen – nicht, um ihn zu beobachten, sondern um zu tippen. Der Blick fest aufs Handy gerichtet, Daumen wischen, Nachrichten beantworten, Likes verteilen.
Was als gemeinsame Zeit gedacht war, ist nur körperliche Anwesenheit. Kein Blickkontakt, kein Spiel, kein echtes Miteinander. Der Hund, geduldig und loyal wie immer, nimmt sich, was bleibt – Gerüche, Bewegungen, das Leben um ihn herum. Aber was ihm fehlt, ist das, was zählt: Aufmerksamkeit.
Ein Hund lebt im Jetzt. Für ihn ist dieser eine Spaziergang der Höhepunkt des Tages. Er wartet Stunden auf diesen Moment – und bekommt einen Menschen, der woanders ist. Im Kopf. Im Netz. Im Stress.
Handy aus. Blick hoch. Verbindung an – zur Natur, zum Tier, zu dir selbst.

„Schau mich doch an, Mensch.“
Ein Spaziergang aus meiner Sicht.
Endlich. Du nimmst die Leine in die Hand, mein Herz schlägt schneller. Ich wedle, hüpfe, kann’s kaum erwarten. Unser Moment. Nur wir zwei. Dachte ich.
Kaum sind wir draußen, bist du wieder da – in dieser anderen Welt. Dein Kopf gesenkt, dein Blick nicht bei mir, sondern auf dem kleinen Ding in deiner Hand. Ich spüre es. Ich sehe dich kaum noch.
Ich schnüffle hier, ich entdecke dort. Ich dreh mich um, wart auf dich. Aber du bleibst stehen – nicht, weil du den Wind fühlst oder das Rascheln hörst, sondern weil dein Daumen über dieses Ding gleitet. Du lachst manchmal, schüttelst den Kopf, seufzt. Aber nicht mit mir. Nicht wegen mir.
Ich würde so gern neben dir laufen, und dass du wirklich da bist. Ich will, dass du siehst, wie ich mir Mühe gebe, wie ich warte, wie ich auf dich achte. Ich habe nur dich. Du bist meine Welt.
Diese Minuten draußen – sie sind mein Tag. Mein großes Abenteuer. Mein wichtigster Moment. Und ich will ihn mit dir teilen. Nicht mit einem Bildschirm.
Hörst du mich? Ich bin hier. Ich schau dich an.
Bitte...
Schau mich auch an.

Was ist nur los?
Es ist mittlerweile Alltag: Menschen laufen mit dem Handy in der Hand durch den Park, den Blick fest aufs Display gerichtet. Daneben der Hund an der Leine – mitlaufend, unbeachtet. Kein Blickkontakt, keine gemeinsame Aktivität, kein Miteinander.
Der Spaziergang wird zur Nebensache. Die Umgebung, das Hier und Jetzt – alles verschwimmt hinter Push-Nachrichten und Bildschirmlicht.
Dabei könnte diese Zeit draußen einfach eine Pause sein. Eine Gelegenheit, sich zu bewegen, durchzuatmen, präsent zu sein – ohne Ablenkung.
Und vielleicht erkennen wir wieder, wie wertvoll diese kleinen, gemeinsamen Momente eigentlich sind.
